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Die
Frösche
Zweite
Szene
Dionysos,
Xanthias, beide im Dunkeln tappend. Später der Chor der Eingeweihten
Dionysos:
Vertrackte
Finsternis!
Xanthias:
Fühl ich mich wohl!
Dionysos:
Ah,
da bist du!
Xanthias:
Siehst
die Maschinen dort?
Dionysos:
Maschinen?
Wo?
Xanthias
ins Publikum:
Maschinen!
Weinen können
Sie
noch, doch Lachen nicht mehr. "Ich-Maschinen!
Unsagbar
quält sie das Lichtloch der Freiheit.
Vertrocknet
lebt, was Mensch man nennt, und frisst
Und
schläft und arbeitet und stirbt!"
Dionysos:
Du
bist
Der
Schwätzer produktivste! Menschen sind's,
Die
hier im Saale sitzen! Wack'res Volk!
Xanthias:
"Ein
Stück, aus einem Schrei gemacht, das wäre ehrlich!"
Dionysos:
Ihr
Götter, steht mir bei! Der eitle Geck
Schnappt
über mir, bevor wir noch am Ziel.
Sobald
er Menschen sieht, schmückt er mit fremden
Federn
sich!
Xanthias:
"Wenn
ich die Welt so seh,
Wär
mir die höchste Lust ein dicker Strick!"
Dionysos:
Nichts
da! Ich bring dich vor Plutons Gericht!
Xanthias:
Geh
du voran!
Dionysos:
Nach
dir!
Xanthias:
Nach
dir! Oh Gott!
Ich
seh ein Ungeheuer!
Dionysos:
Schon?
Wie sieht's
Denn
aus?
Xanthias:
Bald
so, bald so! Ein Spatz! Ein Hahn!
Gefedert
riesig Vieh! Jetzt Ente. Oh!
Im
Amte. Akten! Bergeweis! erwehrt sich Au! Au!
Zu
Hilf! Das Vieh will mir ans Leben! Au!
Dionysos:
Bei
Zeus, ein böses Ungetüm, hält nichts
Von
Sprache und Philosophie! Zurück!
Xanthias
erwehrt sich:
Du
Ausgeburt, verschone mich!
Dionysos:
He du!
Monströses Tier! Wer hat dich aufgeblasen?
Beredsamkeit
ist nicht dein Fach! Kusch weg!
Xanthias:
Ich
dacht, der Fall ist aus der Welt!
Dionysos:
Ach
so!!
Dies
ruppig Scheusal tummelt sich vergnügt
Im
Hades, weil du als Lügenschreiber oben
Solch
heimatloses Monstrum in die Welt
Gesetzt.
Hast du's verbrochen?
Xanthias:
Sieht
so aus!
Dionysos:
Du
bist ein wendig Hals wie er im Buche steht!
Xanthias:
Oh
Gott! Schon wieder kommt was auf mich zu!
Dionysos:
Versteh!
Der andre schön geheime Dienst!
Hast
ihm mit Cleverness genützt! Ich seh’s!
Auch
der nun will die Schnauze stopfen dir!
Xanthias:
Es
wölbt sich auf. Ein Denkmal, ja. Es lebt,
Kommt
auf mich zu und fasst nach mir! Zu Hilfe!
Dionysos:
Halt
still!
Xanthias:
Erschlagen
will es mich in Wut!
Dionysos:
Na
und? War's deine eigene Entscheidung doch
Zu
tanzen zwischen allen Stühlen!
Xanthias
gibt das obere Blatt seines Bündels:
Da
nimm schon, Denkmal, war nicht so gemeint!
Wenn
ich in meiner Stube sitz und wild
Die
Welt mit Worten schlacht, fühl ich mich stark
Und
herrlich klug.
Dionysos:
Lass
ab von ihm!
Ungetüm
verzieht sich.
Xanthias:
Hab
Dank!
Und
dennoch: Groß bleibt meines Geistes Anspruch!
Dionysos:
Halt’s
Maul! Taktier nicht neu mit fader Kunst,
Die
Worte türmt aus froschig eitler Sicht
Und
nur sich selbst genügt und wichtig nimmt!
Flötenspiel
hinter der Szene
Xanthias:
Was
ist nun das? Gar lieblich klingt's im Ohr.
Dionysos:
'S
wird hell, wir nähern uns dem Ziele schon.
Doch
vorerst duck dich, lass uns heimlich lauschen!
Sie
verstecken sich, Chor der Eingeweihten tritt auf
Chor:
Mammon, Mammon,
Heil, Mammon!
Xanthias:
Schau
VIP und Co, die lieb ich so!
Dionysos:
Halt's
Maul, das vorlaute, und höre zu!
Xanthias:
Die
Eingeweihten, dacht ich, gibt’s nur oben
Auf
der Welt!
Dionysos:
Ein
Pflaster kleb ich dir!
Chor:
Mammon,
dich als die zeitenlose
Supermacht
wir ehren,
Mammon,
Mammon!
Bleib
treu uns du Kuppler der Kuppler,
Du
wahres Band aller Bande.
Du
verkehrende Scheidemünze,
Wahrhaft
schöpferische Kraft im
Dasein
der Menschen!
Tanzet
den Takt in wildem Hohn
Auf
alle gläubigen Irren da droben,
Wähnend
Mammon sei lahm oder gar tot.
Ewig
über die Zeiten reicht
Deine
Kraft zu kaufen Macht und
Menschliche
Werte!
Xanthias
leise
Ich
danke dir für diese Hades-Reise,
Als
irdisch kenn ich nun die Unterwelt!
Dionysos:
Sei
still! Noch ist die Reise nicht zu Ende.
Chor:
Aufleuchten
lass die goldenen
Zeichen!
Ja, du lebst, oh Mammon,
Und
herrschst in den Welten,
Du,
beim lüsternen Drang der sich're Pfand!
Greisen
gar schaffst du die Chance,
Sich
zu leisten ein Fötzchen.
Prompt
die zehrenden Jahre sind
Vergessen,
vergnügt
Gibt
sich Fleisch in den Betten!
Eingeweiht,
oh Zaubermacht,
In
dein gehütet Geheimnis,
Dich
zu erlangen
Mit
List und Betrug und Geschick,
Wir
tanzen den Wonnereigen!
Chorführer:
In
Ehrfurcht schweig und halte sich fern von
unsern
geheiligten Tänzen,
Wer
Laie in unserm Geheimnis ist und
unerfahrenen
Sinnes,
Wer
nie zu schachern mit Banken gewusst
und
ausgeschöpft die Tresore,
Wer
nie die Lippen der Musen geküsst und
aufgereizt
ihre Brüste,
Wer
in das Weinglas die Nase noch nie mit
Inbrunst
tauchte und blau war,
Wer
nie sich bemüht, Erwartung im Volk zu dämpfen,
ein
Dummkopf uns allen,
Wer
allzu offen Bestechung treibt und schadet
dem
eigenen Vorteil,
Wer,
ein Führer des Staats, wenn Entscheidung reift,
gar
des Volkes Stimme noch anhört,
Wer
sein Land, seine Heimat den Fremden ausliefert,
statt
fest zu hüten die Grenzen,
Wer
Markt und Wirtschaft regellos öffnet,
gar
aufgibt harte Währung,
Wer
nicht versteht zu täuschen geschickt den Staat
mit
Haus und Finanzen,
Wer
Parlamentarier, statt sie zu kaufen,
zu
nahe den Wählern belässt,
Wer,
ein Neider, wegzunehmen versucht
dem
Autor den Preis, den verdienten,
Euch
allen rat ich: Bleibt fern dem fröhlichen Chor!
Ihr
andern beginnt die Gesänge,
Beginnt
die höllische Feier der Macht,
eröffnet
das Fest der Geweihten!
Chor:
Reichlich,
doch redlich sahnten wir ab!
Nun
schreite jeder mit kundigem Schritt
Zu
den heimlichen stillen Orten
In
des Hades Tiefen und tanze gelöst
Mit
jauchzend frohlockendem Lachen!
Der
Taumel der Freude erschalle.
Chorführer:
Wohlan,
den schillernden Gott nun auch,
Rufet
ihn, rufet hierher ihn
Mit
Liedern, dass er ein Zeuge sei
Den
Orgien unserer Sinne!
Einzelne:
Mammon,
Schönster der Götter, Erfinder
Des
Glücks aus dem Geldsack, komm und begrüß uns,
Die
standhaften Diener, Verehrer deiner
Die
Welten beherrschenden Kraft bis in Ewigkeit.
Alle:
Mammon,
bleib treu uns, Schirmherr der Gauner!
Einzelne:
Du
verschaffst uns ausgelassene Liebe!
beginnen
eine Orgie.
Alle:
Bleib
treu uns, Schirmherr der Schwindler!
Einzelne:
Ja,
und da kommt mir die Lust und ich schau
Nach
der Dirne Brüsten, den wohlgeformten!
Alle:
Bleib
treu uns, Schirmherr der Schieber!
Dionysos
empört:
Der
Hades ist aus allen Fugen,
Halunken
zelebrier'n die heil'gen Rituale!
Xanthias:
Auch
ich, ja, versteh dies Metier und möcht’
Ein
Mädchen zum Tanz; und
Vielleicht
ist es gut unterm Rock!
Dionysos:
Zurück!
Chorführer
aufgeschreckt:
Wer
stört unsre heiligen Tänze?
Dionysos:
Verzeiht,
verzeiht! Vielleicht könnt sagen ihr,
Wo
Pluton hier zu sprechen,
Denn
Fremde sind wir, die von oben angelangt!
Chorführer:
Ihr
braucht nicht weit zu laufen; gar zu fragen,
Denn
just vor seinem Tor, ihr Träumer, steht ihr doch!
Dionysos
zu Xanthias:
Sieh
da! Halunk, dann pack mal wieder auf!
Xanthias:
Ich
hab's eilig nicht! Der Tanz erfreut
Und
ich gehör gewiss dazu, du Kauz!
Dionysos:
Zurück!
Und aufgepackt, du fauler Hund!
Xanthias:
Na
gut! Bei Pluton finde ich Gehör!
Dionysos:
Bei
Pluton du Gehör? Ich lach mich tot!
Chorführer:
Dies
irdisch Zanken, Zerren, wohlvertraut uns noch!
sich
dem Chor zuwendend
Kommt
zu des Gottes heil'gem Ort,
In
den ruhigen Hain und jauchzt,
Ihr
all, des Dankes Willige, Schwestern,
Brüder,
Vertraute!
Chor:
Denn
uns allein gehört der Tag
Und
alle seine Gaben,
Ob
oben oder unten!
Nur
uns, den Geweihten, die
Stets
das rechte Wort
Gesagt,
das den Bürgern
Und
den Herrschern genehm,
Und
die immer klugen Rat
Gegeben
nach den Regeln
Des
Geschäfts an der Börse.
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