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„Axel im Hexenkessel“

Märchenspiel

 

 

 

1. Bild

(Lichtung im Märchenwald)

 

1. Szene

 

Axel (im Schlafanzug, ein kurzes Holzschwert an der Seite, kommt hastig, schaut flüchtig nach allen Seiten in den Wald, aufgeregt ins Publikum): Katastrophe! Große Katastrophe! Stellt Euch vor, meine Oma kann das Märchenbuch nicht mehr finden! Sie kann es einfach nicht finden! Mit Brille, ohne Brille, sie findet es nicht. Das Märchenbuch verschwunden! Als hätte es sich in Luft aufgelöst! Und das ist noch nicht alles! Wenn es nur um das Buch ginge, na schön! Oma kennt die Märchen sowieso auswendig! Nein, es ist viel schlimmer! Oma sagt, die Märchen können nicht mehr erzählt werden! Habt Ihr so etwas schon gehört? Nicht mehr erzählt, die Märchen! Und warum nicht? Unglaublich! Einfach unglaublich! Oma sagt: Weil sie auf der Stelle treten wie der Hahn auf dem Mist! Das versteht Ihr nicht? Ich sage es Euch! (hockt sich an der Rampe nieder) Der Hans im Glück zum Beispiel, der kriegt sein Gold nicht mehr vom Buckel! Stellt euch vor! Kommt kein Reiter vorbei! Kommt einfach nicht! Also kann Hans sein Gold nicht gegen ein Pferd tauschen und also kann er nicht reiten! Muss er zu Fuß gehen! Die reine Katastrophe! Und Aschenputtel, stellt euch vor, Aschenputtel kann die Erbsen und Linsen nicht mehr sortieren! Schneewittchen, ha, das ist erst ein Ding! Schneewittchen findet die sieben Zwerge nicht hinter den sieben Bergen. Nicht zu fassen! Dornröschen sticht sich nicht an der Spindel! Kein hundertjähriger Schlaf, keine Dornenhecke ums Schloss! Und Rotkäppchen geht nicht mehr zur Großmutter! Von wegen große Ohren, große Augen, großes Maul! Nix! Aus! Und warum? (schaut sich vorsichtig um, neigt sich zum Publikum, legt die Hand an den Mund) Oma sagt, die Märchenfiguren sind eingespart worden! Einfach eingespart! Man hat sie nicht berücksichtigt - bei der Steuerreform oder bei der Rentenreform, was weiß ich. Der Regierung jedenfalls sind die Märchen piepegal!! Und was ist die Folge? Sie sind alle verschwunden! Aschenputtel, Schneewittchen, Dornröschen, Rotkäppchen – einfach weg, fort, wie in Luft aufgelöst! Oma sagt allerdings, da könnte auch die Hexe schuld sein, nicht die Regierung! (schaut sich um) Bin ich überhaupt im Märchenland? Keine Ahnung! (steht auf, geht nach rechts an die Rampe, legt die Hand über die Augen, schaut in die Kulisse in die Ferne): Niemand zu sehen! (geht nach links an die Rampe, schaut in die Kulisse in die Ferne.) Niemand! Bloß Bäume! Bäume! (staunt) Nanu, die zittern ja!

Märchenwald-Bäume (flüstern): Die Märchen sind in Not!

Axel (verblüfft): Was war das denn?

Märchenwald-Bäume (flüstern): Rette die Märchen!

Axel (erstaunt): Die Bäume sprechen! Träume ich? (reibt sich die Augen) Wach ich? (wendet sich an die Bäume) Habt ihr etwas gesagt? He! Habt ihr etwas gesagt? Komisch! Die haben doch eben gesprochen! Ich glaube, ich träume! (schaut nach links in die Kulisse) Die Märchen retten! Ist ja gruselig! (reibt sich die Augen) Bin ich im Märchenwald?

Wolf Isegrim (kommt im gleichen Moment rechts hervor, macht dem Axel eine lange Nase, verschwindet von ihm unbemerkt)

Axel (geht nach rechts zur Kulisse, schaut): Niemand da! (hockt sich wieder nieder) Das ist nämlich so: Ich will selber nachgucken! Selber, versteht Ihr? Oma sagt, sie sei zu alt, aber ich könnte es versuchen! (sehr vertrauensvoll) Ich will gucken, ob die Regierung schuld ist oder die Hexe. Irgendwer muss ja schuld sein! Keine Märchen mehr, das geht doch nicht! Da muss ich mich einmischen! Also bin ich losgelaufen. Plötzlich hatte ich das Schwert an meiner Seite. Hier! Mein Spielzeug! (zeigt es) Kein Problem, ist aus Holz. Kann nicht viel passieren! Ja, wenn’s eine Kalaschnikow wäre! Aber ein Schwert aus Holz, wen schreckt das schon heutzutage! Jetzt bin ich hier, und was ist los? Nichts ist los!! Keine Hexe, kein Gespenst, nicht einmal eine Fee! Märchen eingespart! Märchen kaputt! Was soll ich tun? (steht auf) Geh ich wieder ins Bett! Was bleibt mir weiter übrig! Müssen wir eben ohne Märchen auskommen! Wenn ich morgen früh nicht ausgeschlafen bin, meckert Mutter, und der Lehrer, na, lassen wir den! Der glaubt sowieso nicht an Märchen! (will ab, Gesang aus der Ferne) Oh, da hör ich aber was! Da ist einer fröhlich! Alle Märchen futsch, aber einer ist fidel! Scheint ja ein komischer Vogel zu sein. Den guck ich mir an! (postiert sich herausfordernd mitten auf der Waldlichtung, unterdessen verschwinden die Märchenwald-Bäume lautlos hinter der Märchenwald-Kulisse.)

 

 

 

2. Szene

 

Schneiderlein (kommt frohgemut singend vorn an der Rampe): Schneiderlein geht allein in den finst‘ren Wald hinein, hat viel Mut, steht ihm gut, ist gar wohlgemut! (schaut nach hinten, stutzt) Holla, wer bist denn du?

Axel: Ich bin der Axel! Und du?

Schneiderlein: Was willst du im Märchenland?

Axel (fasziniert): Ah!! Bin ich im Märchenland?

Schneiderlein: Mann! Natürlich! Hier ist das Märchenland der Gebrüder Grimm und wie sie alle heißen, diese Märchenerzähler! Was willst du hier?

Axel: Die Märchen retten!

Schneiderlein: Na toll! Hast du überhaupt eine Ahnung, was hier los ist?

Axel: Mir reicht’s! Die Märchen sind futsch!

Schneiderlein (vieldeutig): Ich kann dir sagen, ich kann dir sagen! (mustert ihn genauer) Ein Schwert hast du, aber ein Held bist du nicht!

Axel: Wozu soll ich ein Held sein?

Schneiderlein: Na, wenn du die Märchen retten willst!

Axel: Bist du etwa ein Held?

Schneiderlein: Und ob! (zeigt seinen Gürtel) Hier, Siebene auf einen Streich!

Axel: Mann, das sieht man dir Luftikus aber nicht an.

Wolf (erscheint unbemerkt im Hintergrund, lässt sich zuhörend nieder)

Schneiderlein: Den Luftikus nimm zurück!

Axel: Siebene auf einen Streich! Wer soll das sein? Sieben Riesen, sieben Zwerge?

Schneiderlein: Fliegen!

Axel: Fliegen?

Schneiderlein: Auf einen Streich!

Axel: Dafür gibt’s eine Belohnung? Ich versteh die Welt nicht mehr! Wenn ich einer Fliege einen Flügel ausreiße, schimpft meine Oma. Und du, du wirst ausgezeichnet! Für sieben tote Fliegen! Von wem hast du den Gürtel?

Schneiderlein: Von niemandem!

Axel: Aaah, jetzt kapier ich, du bist das tapfere Schneiderlein!

Schneiderlein: Genau! Wenn ich mein Schwert ziehe, wackelt die Wand!

Axel: Na gute Luft! Meins ist aus Holz, da kann nicht viel passieren. (fuchtelt damit in der Luft herum.)

Wolf (heult auf und springt entsetzt davon.)

Axel (hält erschrocken ein): Was war das denn?

Schneiderlein (schaut sich um): Hörte sich an wie Isegrim!

Axel: Isegrim?

Schneiderlein: Na der Wolf von der Hexe.

Axel: Oh, ist der gefährlich?

Schneiderlein (abwinkend): Harmlos! Sag mal, du Held mit Holzschwert, wenn du schon hier bist, hilfst du mir?

Axel: Natürlich!

Schneiderlein: Ich soll nämlich den Riesen totschlagen!

Axel (entsetzt): Den Riesen? Totschlagen?

Schneiderlein: Kein Problem!

Axel: Ich verzichte.

Schneiderlein: Na hör mal! Wozu rennst du ins Märchenland? Da musst du dich auf alles Mögliche gefasst machen.

Axel: Ist mir zu gefährlich.

Schneiderlein: Mann, du musst in deinem Leben ständig gegen irgendwelche Riesen kämpfen. An meiner Seite kannst du ein bisschen trainieren. (fuchtelt mit seinem Schwert)

Axel: Da fällt mir ein, Oma sagt immer, ich soll helfen, wo ich kann!

Schneiderlein: Na siehst du!

Axel: Aber doch nicht gegen einen Riesen!

Schneiderlein: Manchmal gibt es keine andere Wahl!

Axel: Nee, also, ich helfe dir gern, Tatsache, schon, weil es Oma sagt, aber der Riese soll mir gestohlen bleiben! Den lasse ich in Ruhe!

Schneiderlein: Du kennst nicht das Dilemma!

Axel: Was für ein Dilemma?

Schneiderlein: Der König vom Märchenland wird erpresst! Stell dir vor! Schamlos erpresst wie noch nie! Und mich hat er losgeschickt, reinen Tisch zu machen. Horch! Da kommt wer! Vorsicht! (zieht Axel hastig hinter einen Baum)

 

 

 

3. Szene

 

Hans im Glück (schleppt mühevoll seinen Klumpen Gold auf der Schulter heran, wirft ihn ab, lässt sich daneben nieder, dann ins Publikum): Ein Elend! Der Wald will kein Ende nehmen. Und ich kann mein Gold nicht tauschen! Bin todunglücklich! Stellt Euch vor: Seit Hunderten von Jahren konnte ich meinen Klumpen Gold in ein Pferd umtauschen! Was ist das Reiten doch ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie! Aber - der Reiter kommt nicht! (steht auf, späht nach allen Seiten) Immer kam ein Reiter vorbei und bot mir einen Tausch an! Jetzt muss ich das Gold weiter schleppen! Ein Elend!

Axel (zum Schneiderlein): Hans im Glück! Ist der nicht eine doofe Nuss? Anstatt glücklich zu sein über das Gold, will er ein Pferd tauschen!

Schneiderlein: Noch so ein Feigling!

Axel: Ein Feigling? Warum?

Schneiderlein: Wetten, er hat Angst vor dem Riesen wie du!

Axel: Soll er vielleicht sein Gold im Stich lassen?

Schneiderlein: Ach, du hast ja keine Ahnung! Wenn er mir nicht hilft, den Riesen zu töten, wird der Reiter nie mehr vorbeikommen!

Axel (unvorsichtig laut): Das ist ja wirklich ein Dilemma!

Hans (stutzt, dreht sich um): Holla, ist da jemand?

Schneiderlein (mit Axel hinter dem Baum hervorkommend): Wir.

Hans: Wer ist wir?

Schneiderlein: Siebene auf einen Streich, Mann!

Hans: Ach, du bist das! Und wer ist der?

Axel: Ich bin der Axel!

Hans: Kenne ich nicht!

Axel: Aber ich kenne dich! Aus dem Märchenbuch. Find dich komisch! Gold würde ich nicht verschenken!

Hans: Was redest du? Ich schenke nicht, ich tausche, redlich, mein Lieber! Seit hundert Jahren! Aber der Reiter kommt nicht! Nun sitz ich auf meinem Klumpen und bin todunglücklich!

Axel: Und warum kommt er nicht?

Hans: Wenn ich das wüsste!

Axel: Ist ihm wahrscheinlich etwas zugestoßen!

Schneiderlein: Jetzt lasst mal den Reiter! Wird sich verspätet haben, der Dussel. (zu Hans) Hör mal! Folgendes Dings: Ich will da eben mal den Riesen alle machen. Hilfst du mir?

Hans: Den Riesen? Alle machen? Wozu das denn? (zu Axel) Kannst du dir ein Märchenland ohne Riesen vorstellen?

Axel: Wäre vielleicht nicht übel.

Schneiderlein: Sag ich’s doch! Los, erledigen wir das!

Hans: Ohne mich! Klopperei ist nicht mein Fall. Und du, wozu brauchst du überhaupt Hilfe? Das machst du doch spielend allein! Hast nicht Käse und Vogel dabei?

Schneiderlein: Aber immer! (fasst selbstbewusst in die Hosentasche, macht große erstaunte Augen) Oh!

Hans. Na?

Axel: Na?

Schneiderlein: Leer!

Axel: Leer?

Schneiderlein: Leer! (stülpt die Taschen heraus) Nicht ein Krümel!

Hans: Hast den Käse gefuttert, wie?

Schneiderlein: Verstehe ich nicht!

Axel: Aber ich!

Schneiderlein: Du verstehst das?

Axel: Bei mir dämmert’s!

Schneiderlein: Was dämmert?

Axel: Die Märchen sind gestohlen!

Schneiderlein: Was soll das heißen: gestohlen?

Hans: Stimmt ja nicht! Wir sind doch hier! (zeigt auf Schneiderlein und sich) Er und ich, leibhaft und lebendig, nicht gestohlen!

Axel: Ja, schon, ihr seid hier, nicht gestohlen, bitteschön! Aber kaputt! Ja, das ist es! Ihr seid kaputt! Eure Märchen sind kaputt! Dein Reiter kommt nicht, und dein Käse und dein Vogel sind verschwunden!

Hans: Seltsam! Gab’s noch nie! Mein Reiter kam immer vorbei!

Schneiderlein: Und mein Käse war immer in der Tasche!

Axel: Wer steckt dahinter?

Schneiderlein (stülpt noch einmal seine leeren Taschen nach außen): Ich ahne was, ich ahne was!

Hans: Na und?

Schneiderlein: Es ist die Hexe!! Sonnenklar! Die Hexe! Sie steckt dahinter! (im Hintergrund huscht Wolf Isegrim über die Bühne) Ist mir jetzt helle! Hänsel und Gretel haben der Hexe nicht mehr gereicht! Da hat sie alle gekidnappt, Schneewittchen, Dornröschen, Aschenputtel und Rotkäppchen! Und warum? Um den König zu erpressen! Irgendwer hat ihr geflüstert, dass das jetzt Mode ist, Leute kidnappen und Geld erpressen. Sie will eine Million Taler! Oder die Mädchen müssen sterben! Sie will sie in ihrem Hexenkessel kochen!

Axel (entsetzt) Kochen?

Schneiderlein: Genau!

Axel: Das ist ja entsetzlich!

Schneiderlein (zuckt ratlos mit den Schultern): Kaputtes Märchen!

Axel: Und was hat der Riese damit zu tun?

Schneiderlein: Der ist ihr Wächter.

Axel: Und der Wolf?

Schneiderlein: Der spioniert für sie!

Hans: Also, Leute, jetzt wird‘s mir aber ziemlich mulmig!

Axel: Noch mal, du, habe ich das richtig gehört: Sie will die Mädchen kochen?

Schneiderlein: Ein Mädchen nach dem anderen in ihrem Kessel! Wenn der König nicht zahlt! Sie weiß nur noch nicht, ob sie mit Schneewittchen anfangen soll oder mit Dornröschen.

Hans: Leute, macht was ihr wollt! (fasst nach seinem Gold) Mich geht das alles nichts an! Ich ziehe weiter, irgendwo wird es schon einen Reiter geben!

Schneiderlein: Willst du kneifen?

Axel: Das kannst du doch nicht machen!

Hans: Und ob ich kann! (buckelt sein Gold auf die Schulter)

Axel: Schneewittchen, Aschenbrödel, Rotkäppchen und Dornröschen sind in Not! Ist dir das gleichgültig?

Hans: Ist mir alles zu gefährlich! Ich hau ab! Ich bin ein kleiner Mann und mein Weg ist noch weit! Lebt wohl! (ab)

Schneiderlein: Hab ich’s gesagt: ein Feigling!

Axel: Sitzen wir aber ganz schön in der Tinte!

Schneiderlein: Schön? Na weißt du!

Axel: Mann, wie willst du jetzt den Riesen besiegen ohne Käse und ohne Vogel?

Schneiderlein: Keine Ahnung!

 

 

 

4. Szene

 

Wolf (links an der Rampe): Hallo, Leute!

Schneiderlein: He, Isegrim, grüß dich!

Wolf: Ihr braucht Rat?

Schneiderlein: Hast gelauscht?

Wolf: Kommt drauf an!

Axel (verzieht sich langsam nach rechts an der Rampe): Der Wolf soll uns raten? Ausgerechnet der?

Wolf: He, Kleiner, keine Angst! (kommt heran) Meine Herrin macht dir ein Angebot!

Schneiderlein: Ach du große Güte!

Wolf: Also bitte, halte dich da mal raus! Hexe Schlampig ist schließlich nicht irgendwer! Ein bisschen Respekt wäre angebracht du Fliegendreck!

Schneiderlein (schwingt sein Schwert): !

Wolf: Lass das Gefummel! (zu Axel) Also, junger Mann, einen Klumpen Gold so groß wie der vom Hans im Glück bietet dir meine Herrin für dein Holzschwert!

Axel (maßlos erstaunt): Was??

Schneiderlein: He?

Wolf: Das ist so schön menschlich, dein Spielzeug! Das liebt sie über alle Maßen, meine Herrin!

Axel: Das wird ja immer wunderlicher!

Schneiderlein (sehr misstrauisch): Da steckt was dahinter!

Wolf: Nichts steckt dahinter! Spielzeug ist Spielzeug!

Axel: Wo ist das Gold?

Wolf: Bei meiner Herrin!

Axel: Bring es her!

Schneiderlein: Lass dich nicht einwickeln!

Wolf: Bist du still! (zu Axel) Ja, weißt du...

Axel: Ich will den Klumpen sehen!

Wolf: Das ergibt sich doch, Mann! Erst musst du mal einverstanden sein, dann...

Schneiderlein: Lass dich nicht einwickeln!

Wolf: Ich pack dich gleich, du Wicht!

Schneiderlein: Sachte, sachte!

Axel: Also irgendwie wäre ich vielleicht einverstanden, wenn du mir sagst, wo die Hexe die Mädchen versteckt hat!

Wolf: Darf ich nicht verraten!

Axel: Aber du gibst zu, dass sie die Mädchen gekidnappt hat?

Wolf: Nichts gebe ich zu!

Axel: Dann wird nichts aus dem Geschäft!

Schneiderlein: Siehst du, wird nichts aus dem Geschäft!

Wolf: Dein letztes Wort?

Axel (reckt sich hoch): Sag deiner Chefin, ich werde kommen und die Mädchen holen!

Wolf: Bübchen, Bübchen!

Schneiderlein: Und sage ihr, dass der König keinen Taler gibt! Sie soll die Mädchen frei lassen und sich wieder mit Hänsel und Gretel zufrieden geben! Basta!

Wolf: Genau das, mein Freund, will sie nicht mehr! Der reiche König, sagt sie, wird immer reicher, und ihr armen Schlucker, sagt sie zu mir und Goliath, ihr werdet immer ärmer! Damit ist Schluss! Ein für allemal! Und ich muss mich nicht mehr mit der Großmutter von Rotkäppchen zufrieden geben! Die Zeiten sind vorbei!

Axel: Aber die Hexe kann doch nicht einfach die Märchen stehlen!

Wolf: Und ob sie das kann!

Schneiderlein: Wölfchen, Wölfchen, du bist ja übergeschnappt! Die Welt ist die Welt, mein Lieber, und die Märchen sind die Märchen! Sag deiner Herrin, wir werden alles wieder einrenken! Sie kriegt keinen Taler. Und sie soll die Mädchen herauslassen, ehe wir ihr auf die Bude rücken!

Wolf: Auch gut, meine Herren! Auch gut! Ich kriege jetzt zwar eine Tracht Prügel, die hätte ich mir gern erspart, aber ich werde meiner Herrin erzählen, wie stur ihr seid. Das heißt, ihr müsst mit dem Riesen rechnen! Lasst es euch gut gehen! Adiau! (ab)

 

 

5. Szene

 

Axel (zieht sofort sein Schwert): Was ist mit dem Ding? (schlägt in die Luft, Isegrim, schon fern, heult auf)

Schneiderlein: Holla! Hörst du das? (ahnungsvoll): Das Ding gib mal nicht her! Da ist was mit! Irgendein Zauber!

Axel: Und die Hexe hat das schon mitgekriegt!

Schneiderlein: Genau!

Axel: Vielleicht können wir dem Riesen damit Angst machen!

Schneiderlein: Angst? Den jagen wir zum Teufel!

Axel: Na dann los!

 

- Vorhang -